Iwan Jefremow

Iwan Jefremow wurde am 22. April 1908 in Wyriza geboren. Schon als Kind verlor er seine Eltern. Mit 12 Jahren schloss er sich der Roten Armee an und nahm an der Zerschlagung der Truppen des Barons Wrangel auf der Krim teil. 1921 verließ er die Armee und ging nach Petrograd, beendete dort die Schule und wurde Matrose. Seine Arbeit führte ihn in den Fernen Osten und aufs Kaspische Meer. Dann folgte das Studium an der Universität und an der Hochschule für Bergbau. Ab 1928 nahm er an geologischen und paläontologischen Expeditionen teil. Zugleich betrieb er hartnäckig Forschungsarbeiten, deren Krönung die Veröffentlichung einer Arbeit über ein neues Teilgebiet der Paläontologie, die Tafonomie war.

Mit dem Schreiben begann er erst in den vierziger Jahren. Seiner ersten Publikation «Die Begegnung über der Tuscarora» folgten bald die längeren Erzählungen «Der Schatten der Vergangenheit» und «Sternenschiffe», sowie der im alten Ägypten spielende Zyklus «Am Rande der Ökumene / Die Reise des Baurdshed»

1957 erschien der Roman «Andromedanebel». Zusammen mit der Erzählung «Das Herz der Schlange» und dem hier vorliegenden Roman bildet er den Zyklus «Der Große Ring», in dem Jefremow seine Vorstellungen von der Zukunft der Menschheit beschreibt.

Iwan Jefremow starb am 5. Oktober 1972 in Moskau.

 

Kurz nach seinem Tod durchsuchte der KGB die Wohnung des Autors. Der Vorwurf: Iwan Jefremow wäre als Kind vom englischen Geheimdienst ausgetauscht worden und ein britischer Spion. Das Leben ist manchmal phantastischer als die beste Science-Fiction. Nur endete dieser Vorwurf in einem Strafverfahren, welches erst 1974 eingestellt wurde...

 

Zugleich wurde der Name des Autors verfemt, mehrere Jahre wurden seine Bücher nicht gedruckt. Erst nach dem Einspruch von Wissenschaftlern und Künstlern wurde der Autor wieder gewürdigt, allerdings durfte 'Die Stunde des Stiers' bis 1987 nicht wieder erscheinen. So fehlte in der Werkausgabe (ca. 1976)  jeder Hinweis auf diesen Roman - trotz der enthaltenen Bibliographie der Werke Jefremows.

 

2008 bzw. 2009 erschienen die Hauptwerke Jefremows in der Reihe "Russische Klassik" und damit buchstäblich in einer Reihe mit Werken von z. B. Puschkin, Tolstoi, Tschechow oder Dostojewski.

 

Zu den Grundzügen Iwan Jefremows gehörte das stetige Ringen nach Wissen. Nicht unbedingt einfach in einem sozialistischen Staat, der einerseits den allseitig gebildeten Menschen forderte, andererseits nichts mehr fürchtete, als den selbständig denkenden Menschen.

 

Hier seine Meinung zu dem von ihm postulierten

ersten Gesetz des Großen Rings, dem Gesetz der Informationsfreiheit.

»... Wer kann es überhaupt wagen, einem denkenden Wesen den Weg zur Welterkenntnis zu versperren? Die faschistischen Diktaturen aus der Vergangenheit der Erde und anderer Planeten haben ähnliche Verbrechen begangen und dadurch unvorstellbare Katastrophen herbeigeführt. Daher wird, wenn der Große Ring einen Staat findet, der seinen Bürgern das Recht auf Wissen verwehrt, dieser Staat zerstört. Dies ist der einzige Fall, der die Vollmacht zur Einmischung in die Angelegenheiten eines fremden Planeten gibt.«

(aus: Die Stunde des Stiers)

Jefremow - Die Stunde des Stiers
Jefremow - Die Stunde des Stiers

Iwan Jefremow bei TES:

 

Die Stunde des Stiers

aus dem Russischen von Maxim Knoll
erschienen als Edition TES im Ulenspiegel-Verlag Waltershausen und Erfurt 2010
Hardcover (Pappband), 504 Seiten, Preis: 28 Euro

 

In ferner Zukunft fliegt ein Raumschiff zu einem Planeten, auf den einst Menschen der Erde flüchteten. Sie kolonisierten ihn und schufen eine hoch entwickelte Technik. Doch nun stehen sie vor dem Untergang.

Überbevölkerung und hemmungsloser Verbrauch haben die natürlichen Ressourcen erschöpft und das oligarchische System unterdrückt jedes Streben nach Veränderung. Da wird selbst die Kunde vom irdischen Weg zu Freiheit und Glück für die Astronauten zur tödlichen Gefahr…

 

 

Hinweis:
Das Buch ist derzeit vergriffen.